Methoden

Regionalwert-Leistungsrechnung

Die Regionalwert-Leistungsrechnung für die Landwirtschaft (entwickelt durch die Regionalwert Leistungen GmbH) macht nachhaltiges Wirtschaften anhand von 300 Leistungskennzahlen bewertbar und monetär messbar. In den nächsten Jahren wird eine entsprechende Leistungsrechnung für die Wertschöpfungsstufen der Ernährungswirtschaft entwickelt. 

Im Bereich Sustainable Finance entwickelt Regionalwert Research eine nachhaltige Leistungsmessung (Sustainable Performance Measurement) für KMU (kleine und mittlere Unternehmen), die den Brückenschlag zur neuen Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Finanz- und Versicherungswirtschaft ermöglicht. 

Die Regionalwert-Leistungsrechnung ist von einem positivem Nachhaltigkeitsverständnis geprägt und berechnet daher nicht die Schäden, die sich aus der Nutzung natürlicher Ressourcen ergeben. Stattdessen werden die Leistungen, die in den Bereichen Natur, Soziales und Wirtschaft erbracht werden berechnet.

Wie setzt sich die Rechnung zusammen?

Die Regionalwert-Leistungsrechnung setzt sich aus vielen verschiedenen Kennzahlen zusammen. Für die Leistungsrechnung in der Landwirstchaft sind es knapp 300 Kennzahlen weitgehend unbezahlter Leistungen, die Landwirt*innen für Umwelt, ihre Region und die Gesellschaft erbringen.

Die Ermittlung dieser Werte stützt sie sich auf vier Einflussgrößen: 

Wissenschaftliche Erkenntnisse, Richtlinien & Gesetze

Es werden wissenschaftliche Studien & Untersuchungen einbezogen, im Bereich Landwirtschaft etwa zu den Fragen welche Maßnahmen zu nachhaltiger Landwirtschaft beitragen und welcher Wert bestimmten Leistungen beigemessen werden kann. Genauso wichtig sind auch Richtlinien & Vorgaben von Anbauverbänden sowie gesetzlichen Vorgaben. Alle diese Datenquellen werden für die Kennzahlen zusammen getragen.

Empirische Daten

Um sicher zu stellen, dass keine Grenzwerte entwickelt werden, die zu weit vom Durchschnitt der Betriebe in Deutschland entfernt sind, wird auch der Status Quo mit in Betracht gezogen. Für die Leistungsrechnung in der Landwirtschaft werden daher beispielsweise die Daten aus dem statistischen Jahrbuch des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgewertet. 

Expertise der Arbeitenden in dem jeweiligen Bereich

Ein zentrales Element der Bewertungsmethode bilden die Expertise-Workshops mit den Arbeitenden in dem bewerteten Bereich, also z.B. den Landwirt*innen. Ihre Erfahrung und ihr Wissen aus der alltäglichen Praxis sind äußerst wertvoll. Niemand kennt die betrieblichen Abläufe und Auswirkungen von Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den Betrieb und sein Betriebsumfeld so gut wie sie. Sie können präzise einschätzen, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen realistisch umsetzbar und wirksam sind.

Gesellschaftliche Wertbildung

Die Nachhaltigkeit des Wirtschaftens hat Einfluss auf alle Menschen. Daher werden auch partizipative Dialog- und Entscheidungsprozesse genutzt, um die Kennzahlen festzulegen. Im Forschungsprojekt Wertbildung im Dialog wurden diese Prozesse entwickelt und getestet.

Die Monetarisierung

Die vier Einflussgrößen geben vor, welche Größenordnung für die einzelnen Kennzahlen veranschlagt werden können.  Zur konkreten Monetarisierung in Euro und Cent wurden bisher drei verschiedene Ansätze entwickelt:

Umsatzbezogene Monetarisierung abhängig von Zielerreichung
 Hier bildet der Umsatz, den ein Betrieb erzielt, die Grundlage für die Monetarisierung. Das kann der Gesamtumsatz sein oder der Umsatz eines bestimmten Betriebszweiges. Je höher der Nachhaltigkeitsgrad, den ein Betrieb erreicht, desto höher steigt der Wert, den wir anteilig am entsprechenden Umsatz für die jeweilige Kennzahl ausweisen. Ein Beispiel: Kennzahl „Milchvieh & Mutterkühe: Stallfläche pro Tier (m² / Tier)“ Je mehr Stallfläche Milchvieh & Mutterkühen bis zu einem bestimmten Grad durchschnittlich zur Verfügung steht, desto mehr Prozent auf Umsatz durch Milchvieh und Mutterkuhhaltung berechnen wir als Mehrwert für die Erbringung dieser Nachhaltigkeitsleistung.

Flächenbezogene Monetarisierung abhängig von Zielerreichung 
Bei diesen Kennzahlen gibt es einen Euro-Betrag für Flächen. Das kann die gesamte Betriebsfläche sein oder nur bestimmte Flächen wie Ackerfläche, Grünlandfläche oder Obst- und Weinbaufläche. Je höher der Nachhaltigkeitsgrad, den ein Betrieb erreicht, desto höher steigt der Wert, den wir für die entsprechende Fläche bei der jeweiligen Kennzahl ausweisen. Ein Beispiel: Kennzahl „Reduzierte Bodenbearbeitung (%)“ Je höher der Anteil von Fläche mit reduzierter Bodenbearbeitung an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche, desto mehr Euro berechnen wir pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche.

Pauschaler Monetarisierungsbetrag auf eine bestimmte Einheit
 Bei einigen Kennzahlen haben wir die Monetarisierung nicht an eine Zielerreichung gekoppelt. Hier gibt es für jede erbrachte Einheit pauschal einen bestimmten Betrag. Ein Beispiel: Kennzahl „Anteil der Fläche mit Streuobstwiesen (%)“ Für jeden Hektar Streuobstwiesen setzen wir einen bestimmten Euro-Wert an. Dieser verändert sich nicht mit steigendem Anteil der Fläche mit Streuobstwiesen. Der Betrieb erhält also für jeden einzelnen Hektar Streuobstwiesen die gleiche Summe. 

Außerdem können die Monetarisierungsarten auch miteinander kombiniert werden, in einer Kombination aus den Monetarisierungsarten 1 oder 2 sowie 3. Der Wert der Nachhaltigkeitsleistungen berechnet sich also aus flächen- oder umsatzbasiert abhängig vom Zielerreichungsgrad sowie einer zusätzlichen Pauschale, die einfach addiert wird.

So könnte eine Einstufung in einer Kennzahl in der Berechnung für die Landwirtschaft aussehen:

Ein Beispiel: Kennzahl „Anteil des Stickstoffs durch Kompost, Festmist & Leguminosen (%)“ Je höher der Anteil von Leguminosen an der gesamten Landwirtschaftsfläche, desto mehr Monetarisierung berechnen wir. 

Alle vier Einflussgrößen, die unsere Bewertungsmethode beeinflussen, sind im Grunde flexibel und können an den wichtigsten Stellen bei Bedarf nachjustiert werden. Dies wird dann relevant, wenn sich bspw. neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben oder sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit ändern. Es ist auch möglich, die Grenzwerte und Monetarisierungshöhen regional anzupassen. Das gleiche gilt für die gesellschaftliche Wertbildung: Der Wert, den die Gesellschaft in ihrer ganzen Heterogenität einer Nachhaltigkeitsleistung beimisst, wird sich mit der Zeit verändern.

 

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