Abgeschlossene PROJEKTE

Wertbildung im Dialog (2021-2022)

Wertbildung im Dialog  (05/2021-04/2022) war ein Forschungsprojekt von Regionalwert AG Freiburg, Agronauten e.V., Biomusterregion und Ernährungsrat Freiburg und Region, gefördert durch den Innovationsfonds Wasser- und Klimaschutz der Badenova AG & Co. KG.  Kern des Projektes war die Einbindung der Gesellschaft in die Bewertung landwirtschaftlicher Nachhaltigkeitsleistungen. Das Projekt setzte an am Spannungsfeld zwischen der Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln und dem wachsenden Wunsch der Gesellschaft nach mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.

Ziel des Projekts war es, dass landwirtschaftlichen Betrieben ihre Leistungen für nachhaltige Betriebsführung und für das Gemeinwohl in Abstimmung mit der Gesellschaft finanziell honoriert werden. Als thematisch-fachliche Grundlage für den Dialog und die Wertsetzung dient die schon existierende Regionalwert-Leistungsrechnung mit ihren 10 Leistungskategorien aus den Dimensionen Ökologie, Soziales und Regionalökonomie.

Die Landwirtschaft soll nach dem Willen der Gesellschaft nachhaltiger wirtschaften: Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bundesbürger*innen bereit wäre, einen höheren Preis für ihre Lebensmittel zu bezahlen, wenn dafür Leistungen für die Umwelt und das Tierwohl erbracht würden. Mitte Oktober 2020 hat die EU-Agrarministerkonferenz eine Öffnung der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) für mehr leistungsorientierte Ausgleichszahlungen beschlossen. Wie würden Bürger:innen der Region Freiburg die EU-Gelder verteilen? Das Forschungsprojekt „Wertbildung im Dialog“ hat einen gesellschaftlichen Aushandlungsprozess über die Bewertung von konkreten Nachhaltigkeitsleistungen der Landwirtschaft angestoßen. 

Das einjährige Projekt hatte drei Säulen: Wissenstransfers, die Wertgebungs-Umfrage und Dialogveranstaltungen. Insgesamt nahmen knapp 600 Menschen aus der Region Freiburg an der Umfrage teil. Die Hälfte davon nahm vorab an Workshops oder Online-Seminaren teil.

Wissenstransfers: Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft? Was leisten landwirtschaftliche Betriebe für Umwelt, Gesellschaft und regionale Wirtschaft? Um auch Menschen mit wenig Vorwissen und Bezug zur Landwirtschaft einzubeziehen, wurde ein Erklärvideo produziert. Die Nachhaltigkeitsleistungen wurden anhand der 10 Kategorien der Regionalwert-Leistungsrechnung veranschaulicht.

Anhand des interaktiven „Bewertungspokers“ diskutierten die Workshop-teilnehmenden ihre Prioritäten für die Vergabe von  Fördergeldern für die Landwirtschaft.

Umfrage: 537 Personen aus der Region Freiburg nahmen an der Online-Umfrage „Wertbildung im Dialog“ teil. 367 Personen machten detaillierte Angaben zur Bewertung landwirtschaftlicher Leistungen und soziodemographischen Daten. Ein Viertel der Teilnehmenden waren Schüler:innen (14-20 Jahre). Die Verteilung zwischen Stadt Freiburg und dem ländlichen Raum war ausgewogen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bürger:innen in der Lage sind, ausgewählte Nachhaltigkeitsleistungen der Landwirtschaft differenziert zu bewerten. In der Bewertung der Relevanz sowie der Geldverteilung auf die 10 Kategorien der Regionalwert-Leistungsrechnung gab es kaum Unterschiede nach Alter, Bildung und Wohnort. Die Kategorien aus der Dimension Umwelt würden die meisten Fördergelder erhalten, wobei „Klima & Wasser“ das Topthema ist. Auch Themen aus den Dimensionen Soziales und regionale Wirtschaft würden einige Fördermittel bekommen.

75% der Befragten befürworten, dass die GAP-Zahlungen deutlich stärker an Nachhaltigkeit ausgerichtet werden sollen. Die Botschaft der Bürger:innen an die Landwirtschaft ist: Leistungen für Nachhaltigkeit, insbesondere für Ökologie, sollen entlohnt werden.

Der Dialog zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft auf der Ebene konkreter Nachhaltigkeitsleistungen ist eröffnet. Die Region Freiburg stellt eine Pilotregion dar, das Vorhaben kann auf weitere geographische Räume übertragen werden. Im nächsten Schritt ist das Ziel, Perspektiven für eine reale Entlohnung von Nachhaltigkeitsleistungen der Landwirtschaft zu schaffen, basierend auf dem wertgebenden Dialog zwischen der regionalen Bevölkerung und Landwirt:innen.

Wissenstransfers: Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft? Was leisten landwirtschaftliche Betriebe für Umwelt, Gesellschaft und regionale Wirtschaft? Um auch Menschen mit wenig Vorwissen und Bezug zur Landwirtschaft einzubeziehen, wurde ein Erklärvideo produziert. Die Nachhaltigkeitsleistungen wurden anhand der 10 Kategorien der Regionalwert-Leistungsrechnung veran-schaulicht.

Anhand des interaktiven „Bewertungspokers“ diskutierten die Workshop-teilnehmenden ihre Prioritäten für die Vergabe von  Fördergeldern für die Landwirtschaft.

Abschlusspräsentation: Projektleiterin Dr. Jenny Lay-Kumar und wissenschaftliche Mitarbeiterin Emilie Fus

 

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